Free Solo Klettern
Kapitel in diesem Beitrag:
Unter “free solo” versteht man das Klettern einer Route ohne Sicherung. Das heißt, man hat in der Regel weder ein Seil, noch einen Sicherungspartner oder eine Bandschlinge zur kurzfristigen Selbstsicherung dabei. Beim Free Soloing ist es egal, ob es sich um eine alpine Route oder eine Sportkletterroute handelt. Die Abgrenzung zum Highball-Boulder, der ja auch ohne Sicherung geklettert wird, wird bei etwa 7 Metern Kletterhöhe gezogen. Alles was drunter ist, nennt man Highball und alles darüber “free solo”. Nach strenger Kletterethik darf man bei einer Free-Solo-Begehung nur die Kletterschuhe und einen Chalkbag dabei haben – einen Klettergurt, eine Bandschlinge oder ähnliches, was eine kurzfristige Zwischensicherung ermöglichen würde, haben die überzeugten Free-Solo-Kletterer nicht dabei.
Einen schönen kleinen Film zum Thema Free Solo bietet Youtube mit einer Doku von National Geographic über Alex Honnold, der im Yosemite National Park Kletterrouten free solo begeht.
Die Geschichte des Free-Solo Kletterns
Wer sich für die geschichtliche Entwicklung des Free-Solo-Kletterns interessiert, der sollte sich das Buch “Free Solo” von Alexander Huber zulegen. Darin beschreibt er, wie es vom normalen Felsklettern zum extremen Klettern ohne Sicherungsgeräten ging. Auch markante Meilensteine in der Entwicklung und wichtige Kletterpersönlichkeiten, die die Schwierigkeiten im Free-Solo-Klettern nach vorne getrieben haben, werden hier vorgestellt. Dazwischen schildert Alex Huber immer wieder seine persönlichen Begegnungen mit dem Free-Soloing – vom ersten Start im 6er und 7er Gelände im Klettergarten bis hin zu extremen Routen im alpinen Umfeld.
Free Solo von Alexander Huber
Mitten in einer leicht überhängenden Wand, in ausgesetzter Position. Die Fingerspitzen an zwei kleinen Griffen, zwei kleine Tritte, zweihundert Meter Luft darunter. Kein Klettergurt, kein Seil – nichts, was einen Absturz verhindern würde. Free Solo-Klettern ist die große Leidenschaft von Alexander Huber, einem der erfolgreichsten Kletterer unserer Zeit.
- Huber, Alexander (Autor)
Letzte Aktualisierung am 2023-08-13 at 01:36 / Affiliate Links / Bilder von der Amazon Product Advertising API
Seperate Reality – Free-Solo wird berühmt!
Im Jahr 1986 entsteht ein Foto, das ein ewiges Zeichen für die Free-Solo-Bewegung wird. Wolfgang Güllich wird von Heinz Zak fotografiert, wie er die letzten Meter der Route Seperate Reality (VIII+/5.12a) seilfrei klettert. Viele Jahre später klettert Dean Potter diese Route ebenfalls seilfrei – und das Video gibt es sogar auf Youtube. Die Route ist sicherlich nicht mehr eine der schwersten Free-Solo-Begehungen, aber dennoch ein Meilenstein, den ich hier nicht unerwähnt lassen möchte.
Eine Barfuss Free Solo Begehung
Einen interessanten Rekord hat vermutlich Andreas Proft aufgestellt. Er konnte Ende 2010 die Route “The First and Last” (8b) in Bernia an der Costa Blanca im Barfuss-Klettern free-solo punkten. Ob das ein Weltrekord in Form einer Barfuss Free Solo Begehung ist, weiß ich nicht, aber ich finde es auf jeden Fall spektakulär. 🙂
Häufige Fragen zum Free Solo Klettern
Es tauchen immer wieder Fragen auf, die deren Antworten dem einen oder anderen noch nicht klar sind. Ich habe aus dem Grund hier eine “offene Liste”, die ich gerne erweitere, wenn mir Leser noch mehr Fragen zusenden.
- Ist free solo Klettern nicht gefährlich? Doch, das ist es natürlich. Aber Autofahren ist auch gefährlich. Erstaunlich ist auch, das einige der extremen Free-Solo-Kletterer auch nicht beim Klettern sondern bei Unfällen im “normalen Leben” umgekommen sind. Aber davon abgesehen geht den meisten Free-Solo-Touren auch eine lange Vorbereitungszeit für genau diese Tour voraus. Teilweise werden beim normalen Klettern auch schon Griffe auf Haltbarkeit geprüft oder die Tour wird an den schweren Stellen mehrmals geklettert, um sich diese einzuprägen. Es ist in der Regel kein hirnloses Einsteigen in unbekannte Gefahren – dazu hängen selbst Free-Solo-Kletterer zu sehr an ihrem Leben.
- Wer war der erste Free-Solo-Kletterer? Da könnte man vielleicht Paul Preuß nennen, der bereits 1911 im wilden Kaiser die Piazführe ander Totenkirchl-Westwand allein kletterte. Auch die Preußwand an der Guglia di Brenta in den Dolomiten ist er ohne Sicherung geklettert – und zwar auf und ab. Wobei man das Abklettern vielleicht noch als größere Leistung werten könnte, da es deutlich schwieriger ist als der Aufstieg.
- Wie kommen die Free-Solo-Kletterer nach dem Aufstieg wieder runter? Das ist natürlich ein Punkt, den sie sich vorher überlegen müssen, denn wem nach dem Aufstieg die Kraft für den Abstieg fehlt, der ist ebenso verloren. Einige Routen erlauben einen leichten Abstieg über Wanderwege oder leichte Abstiege, aber einige Free-Solo Kletterer, die zum Beispiel Felsnadeln oder ähnliche Gebilde besteigen, müssen den gleichen Weg für den Abstieg nehmen. Eine nicht zu unterschätzende Leistung, der man sowohl physich als auch mental gewachsen sein muss.
- Was ist die schwerste Route, die jemals “free solo” geklettert wurde? Diese Antwort ist etwas schwer zu geben. Zum einen, weil sie gleich morgen überholt sein könnte und zum anderen, weil die Schwierigkeit bei Free-Solo-Klettern nicht nur von der Schwierigkeitsbewertung der Route abhängt, sondern auch von der Ausgesetztheit der Route. Es ist mental ungleich schwerer, in 500 Metern höhe eine überhängende schwere Passage zu klettern als in einem Klettergarten in 4 Meter Höhe die Crux zu passieren und die Route dann zu ihrem Ende in 15 Metern Höhe zu bewältigen. Eine schwere Free-Solo Begehung, die ich finden konnte, ist die 5.14b (8c) von Darwin Dixit 2008 in Spanien. Aber auch Alex Honnold ist extremes free solo geklettert: Im Sommer 2011 kletterte er im Yosemite Valley die Tour Cosmic Debris (5.13b) – die härteste Free-Solo-Begehung, die das Tal bis dahin gesehen hat.