DAV-Statistik: Die Zahl der Bergunfälle nimmt ab
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Eben habe ich einen interessanten Artikel über die Bergunfallstatistik vom DAV (Deutscher Alpenverein) gelesen. Daraus geht hervor, dass die Anzahl der tödlichen Bergunfälle von DAV-Mitgliedern im Jahr 2012 so niedrig war, wie nie zuvor in der Gesamtzeit in der die Statistik geführt wird. Diese Zahl ist umso erstaunlicher, wenn man bedenkt, dass der Klettersport immer mehr Leute in die Berge lockt und auch die Anzahl der DAV Mitglieder stetig steigt.
Die extrem niedrige Zahl von nur 28 tödlichen Unfällen hat jedoch auch eine einfache Erklärung. DAV Sicherheitsexperte Florian Hellberg führt das schlechte Wetter an, das 2012 für sehr schlechte Tourenbedingungen sorgte. Dadurch sind weniger Menschen in die Berge gegangen und folglich sind auch weniger verunglückt.
Eine gute Nachricht, aber ein Zusatz, der nachdenklich macht…
Im Grunde könnte man sich über diese Statistik natürlich freuen, aber es bleibt trotzdem ein fader Geschmack, denn die Statistik ist nicht ganz fertig: Sie zeigt nämlich auch, dass es immer mehr Bergungen gibt, bei denen unverletzte DAV-Mitglieder von der Bergrettung aus dem Gebirge geholt werden müssen – und diese Retter riskieren dabei nicht selten ihr Leben.
Da fragt man sicher aber erstmal, warum muss man unverletzte Leute “retten”? Nun, die Antwort ist leicht: Es gibt leider etliche Bergfreunde, die ihr Können und die objektive Gefahr der Berge falsch einschätzen. Klettersteige sind zum Beispiel oft ein Bereich, wo sich Kletterer überschätzen. Sie können in der Halle Routen klettern, aber die Länge und Ausgesetztheit von Klettersteigen bringt sie dann doch an ihre physischen und psychischen Grenzen und nicht wenige bleiben dann im Klettersteig “stecken”, weil sie sich nicht mehr bewegen können. Solche Blockaden sorgen dann für Staus in den Klettersteigen, die auch für die anderen Leute ein Problem werden können.
Klettersteige werden immer länger und schwieriger
Eine Entwicklung, die diesen Trend begünstigt, ist natürlich auch die Tatsache, dass immer mehr “spektakuläre” Klettersteige eingerichtet werden, die besonders ausgesetzt, schwierig und lang sind. Gerade in diesen Klettersteigen überschätzen sich die Klettersteiggeher dann und werden durch Blockierungen am Weitergehen gehindert.
Dazu kommt, dass scheinbar auch die Schwelle, die einen zurück hält, die Bergrettung einzuschalten, immer niedriger wird. Für frühere Bergsteiger war an die Bergrettung nur zu denken, wenn man wirklich keinen anderen Ausweg mehr hatte. Ein gebrochenes Bein nach einem Sturz in einer senkrechten Wand, aus der es keinen Rückzug mehr gibt – das war ein Grund, die Retter zu alarmieren. Heutzutage, wo die Retter und einen Anruf entfernt sind, wird viel schneller auf die Bergretter zurück gegriffen.
Die Lösung für die Situation?
Die Ursachen für die Probleme, die am Berg häufig für den Einsatz der Bergrettung sorgen, sind Selbstüberschützung und Fehleinschätzung des Wetters. Beides läßt sich leicht “beheben”, wenn man den Bergfreunden etwas mehr Ausbildung zukommen läßt und an die Vernunft appelliert, schwierige Routen oder Klettersteige nur zu versuchen, wenn man vorher ausreichend Erfahrungen in anderen Routen oder Klettersteigen im Gebirge gesammelt hat. Dadurch gewinnen die Bergsteiger eine realistische Selbsteinschätzung und können eher entscheiden, was sie können und was sie besser lassen.
Auch in Sachen Wetter können Kurse und Workshops helfen, die Eigenheiten der Alpen zu verstehen. Ein Flachlandtiroler wird eine völlig andere Erfahrung mit dem Wetter gesammelt haben, als ein Bergführer, der in den Alpen tagtäglich unterwegs ist. Man muss sich aus dem Grund auf die Aussagen von solchen erfahrenen Personen vor Ort verlassen oder sich selbst das wichtige Wissen über das Alpenwetter erarbeiten.
Ich wünsche den Bergretter auf jeden Fall, dass sie in Zukunft weniger oft “Notfall-Taxi” spielen müssen, um kerngesunde Menschen mit Selbstdarstellungszwang aus den Bergen zu pflücken. 😉