Invasive Arten – die Probleme der biologischen Globalisierung
Kapitel in diesem Beitrag:
Eigentlich wollte ich in diesem Beitrag eine Liste mit den Arten veröffentlichen, die von Menschenhand aus ihrem ursprünglichen “Heimatland” in eine neue Region gebracht wurden und dort nun den heimischen Arten Probleme bereiten. Der besondere Augenmerk sollte dabei auf die Arten fallen, die andere heimische Arten verdrängen, da die “Neulinge” bessere Eigenschaften aufweisen. Ich musste jedoch schnell einsehen, dass eine solche Liste zum einen extrem lang werden und zum anderen sehr schnell wieder veraltet sein würde, denn es gibt alleine in Deutschland einige tausend Arten, die mit Hilfe des Menschen hier einwandern konnten.
Fremde Pflanzen werden “heimisch” – bedingt durch kulturellen Austausch oder technische Neuerungen
In dem verlinkten Artikel des BUND wird auch eine Zahl von Pflanzen genannt, die nach der Entdeckung Amerikas 1492 nach Westeuropa gekommen sind. Diese sogenannten Neophyten sind sehr zahlreich und werden mit etwa 12.000 Arten beziffert. Von dieser Menge gibt es immerhin etwas 100 Pflanzenarten, die wir mittlerweile als heimische Flora ansehen. Meist sind technische Entwicklungen oder Kontakte zwischen Völkergruppen in der Vergangenheit dafür zuständig gewesen, dass diese Zahl der Neophyten anstieg. So kamen mit den Römern folgende Pflanzen zu uns nach Deutschland, die wir jedoch nach dieser ganzen Zeit durchaus als heimische Pflanzen anerkennen: Birne, Pflaume, Weizen, Gerste, Klatschmohn, Kornblume und einige mehr sind hier zu nennen.
Gefährliche Kollegen in Fauna und Flora – sogenannte invasive Arten
Neben den Neophyten, die die eingewanderten Pflanzen beschreiben, spricht man auch von Neozoen. Neozoen sind Tiere – also Säugetiere, Insekten oder andere Spezies, die in einer neuen Umgebung eingewandert sind und heimisch wurden. Solange diese Arten keine heimischen Arten verdrängen, besteht kein akuter Handlungsbedarf. Es gibt jedoch einige Arten, die durchaus den heimischen Konkurrenten den Garaus machen können. Einige Beispiele dafür sind hier genannt:
Beispiele für Neophyten
Es gibt einige Beispiele für invasive Pflanzenarten, die einigen Lesern sicher vom Namen her bekannt vorkommen werden:
- Heraklesstaude (Heracleum mantegazzianum)
- Indisches oder drüsiges (Riesen-)Springkraut (Impatiens glandulifera)
- Japanischer Staudenknöterich (Reynoutria [Fallopia] japonica)
- Kanadische Goldrute (Solidago canadensis)
- Lupine (Lupinus polyphyllus)
- Robinie (Robinia pseudacacia)
- Späte Traubenkirsche (Prunus serotina)
- Schmalblättrige Wasserpest (Elodea nuttallii)
Beispiele für Neozoen
Auch Tierarten können invasiv gegenüber heimischen Arten auftreten. Hier einige Beispiele, die sicher auch die meisten Leser kennen:
- Ochsenfrosch (Rana catesbeiana)
- Waschbär (Procyon lotor)
- Spanische Wegschnecke (Arion lusitanicus)
- Asiatischer Marienkäfer (Harmonia axyridis)
- Mink oder Amerikanischer Nerz (Mustela vison)
- Fasan (Phasianus colchicus)
- Mufflon (Ovis orientalis orientalis-Gruppe)
- Bisamratte (Ondatra zibethicus)
- Regenbogenforelle (Oncorhynchus mykiss, früher: Salmo gairdneri und S. irideus)
- Graskarpfen oder Weißer Armur (Ctenopharyngodon idella)
- Westlicher Maiswurzelbohrer (Diabrotica virgifera)
- Rosskastanienminiermotte (Cameraria ohridella)
- Schiffsbohrmuschel (Eredo navalis)
Diese Tierarten weisen unter anderem das Problem auf, dass sie sich ungehindert ausbreiten, weil sie keine natürlichen Feinde haben oder eben keine ernsthafte Konkurrenz durch einheimische Arten haben. Der asiatische Marienkäfer zum Beispiel, frißt ungefähr fünfmal soviele Blattläuse wie unsere einheimischen Marienkäfer. Dazu hat er ein bis zwei Vermehrungszyklen mehr pro Jahr. Damit verdrängt er die einheimischen Marienkäferarten massiv.
Auch die Spanische Wegschnecke hat überlebenswichtige Vorteile gegenüber unseren heimischen Schnecken, denn sie ist robuster und verträgt Licht und Trockenheit besser als ihre Konkurrenten. Einen weiteren Vorteil hat sie durch ihren aggressiven Schleim, der sie deutlich besser vor Fressfeinden schützt als der Schleim der heimischen Schneckenarten. Die Folge ist, dass Spanische Wegschnecke sich schon zur häufigsten Schneckenart in Deutschland gemausert hat.
EU-Recht soll die Verbreitung von Neobiota einschränken
Neobiota sind laut Definition auf neobiota.de Tier- oder Pflanzenarten (zu denen auch Pilze und Mikroorganismen gezählt weden), die von Natur aus nicht in Deutschland vorkommen, sondern erst durch den Einfluss des Menschen dorthin gekommen sind. Um die hemischen Arten und die heimische Natur im gesamten zu schützen, soll diesen Neobitoa nun eu-weit der Kampf angesagt werden. Neben der praktischen Bekämpfung der schon vorhandenen Problemfälle soll die EU-Kommission durch Gesetzesänderungen eine Grundlage schaffen, um die bewußte Ausbringung von invasiven Arten zu verhindern und zu bestrafen. Natürlich kann zum Beispiel keine Strafe gegen Spanien verhängt werden, weil die Spanische Wegschnecke in Deutschland eingewandert ist. Aber man könnte damit Personen oder Unternehmen mit Strafen belegen, die solche Arten in ihrer Umgebung aussiedeln.
Warum dies so wichtig ist, zeigt auch ein Artikel des WWF, der über die Gefahren der biologischen Einwanderung berichtet. Einzelne Arten haben durchaus das Potential, ganze Ökosysteme ins Kippen zu bringen.