Ueli Steck free solo in Excalibur/Wendenstöcke (6b)
Es ist schon einige Jahre her, dass Ueli Steck seine free solo Tour in den Wendenstöcken in der Schweiz hinter sich gebracht hat. Es war damals im Juli 2004. Dennoch hat uns diese Leistung so fasziniert, dass wir einige Dinge darüber zusammen tragen möchten.Die Route Excalibur klingt mit der Bewertung 6b nicht so weltbewegend, aber die Kletterei an dem 350 Meter hohen Felspfeiler hat es in sich: Die Bewertung wird von einigen Kletterern eher im Bereit UIAA 7+/8- angesiedelt. Und Chris Moser schreibt in seinem Bericht auch, dass die Absicherungen teils etwas marode sind, so dass man einen Sturz auf jeden Fall vermeiden sollte. Wenn man mit diesem Gedanken im Hinterkopf klettert, ist es subjektiv natürlich immer nochmal eine Nummer härter, als wenn man in Gelände unterwegs ist, das südfranzösisch abgesichert ist. Wer also wirklich selbst mal einsteigen sollte, dem sei ans Herz gelegt, dies erst ernsthaft in Betracht zu ziehen, wenn er den Schwierigkeitsgrad 8- wirklich verläßlich meistert. Sonst könnte es nicht nur sehr anstrengend sondern auch gefährlich werden.
Aber auch Ueli findet die Tour (obwohl er bis zum 10. Grad klettert) anspruchsvoll: Es gibt zwei besonders knifflige Stellen in der Tour, die auch starken Kletterern alles abverlangen. An der einen Stelle, hat man nur schlechte Reibungstritte und dazu nur seitliche Mikroleisten für die Hand. Da heisst es sauber treten und beherzt weitergreifen. Bei einer Begehung im free-solo-Stil ist solch eine Stelle natürlich sehr brenzlig, da man sich nicht mehr “fangen” kann, wenn der Fuß abrutscht, wenn man ihn voll belastet. Man würde sich quasi selbst nach hinten ins Nichts treten.
Die zweite Crux in der Route ist sehr weit oben zu finden. Dort gibt es einen Quergang, in dem man extrem hoch antreten muss, um sich dann mit dem Körper zur Seite zu schieben, um den Schwerpunkt wieder über den Fuß zu bekommen. Bis dahin hat man natürlich eine sehr “wackelige” Position am Fels. Auch hier ist ein gut sitzender Fuß die Lebensversicherung. Wenn dieser abrutscht, ist der Rest vom Kletterer auch weg.
- Arx, Gabriella Baumann-von (Autor)
Letzte Aktualisierung am 2023-08-15 at 13:11 / Affiliate Links / Bilder von der Amazon Product Advertising API
Ueli Steck hat unter anderem über diese Tour in dem Buch “Solo: Der Alleingänger Ueli Steck – Eine Nahaufnahme” beschrieben. Das Buch ist in einem Interviewstil verfaßt. Die Autorin Autorin Gabriella Baumann-von Arx stellt genau die Fragen, die man selbst auch an Ueli richten würde, wenn man die Chance hätte, beim einem Bierchen mit ihm zusammen zu sitzen (@Ueli: Ich würde es auch ausgeben!).
Auf der Webseite von Ueli Steck findet man auch eine recht kurze Eintragung zu dieser Free-Solo-Tour: http://www.uelisteck.ch/de/stories/106-excalibur-wendenstoecke.html
Und da Menschen ja visuelle Lebewesen sind, kann man sich hier auch einige Fotos in der Galerie auf seiner Seite anschauen. Die Auflösung ist leider etwas dürftig, aber man bekommt einen guten Eindruck von dem Fels und der Ausgesetztheit: http://www.uelisteck.ch/de/galerien/77-wendenstoecke-engelhoerner.html
In dem oben genannten Buch erfährt der Leser übrigens auch, dass die Fotos und der Film, der im Schweizer Fernsehen über die Excalibur-Free-Solo-Begehung gezeigt wurde, in einer zweiten Session gemacht wurden. Die erste Begehung hat Ueli lieber alleine ohne Kenntnis von anderen gemacht. Nur er und die Gemsen waren anwesend. In der zweiten Session wurde dann an Stellen, die besonders gut für Foto- und Filmaufnahmen kleine ungesicherte Klettereien gemacht. Dazwischen konnte sich Ueli mit einem Karabiner in die Haken der Route einhängen. Der Klettergurt und der Karabiner sind während der Aufnahmen nicht zu sehen, da der Gurt unter der Hose getragen wurde und der Karabiner vorne im Shirt versteckt war.
An der Stelle passt auch noch eine schöne detailierte Tourenbeschreibung von Marcel Dettling, die ich hier gefunden habe. Sie ist zwar in englischer Sprache verfasst, aber mit reichlich Fotomaterial versehen, so dass sich auch Leute ein Bild davon machen können, die kein Englisch verstehen.
Eine andere Tourenbeschreibung, die auf Deutsch ist und in knappen Stil die einzelnen Seillängen bewertet, findet sich auf der anfangs schon erwähnten Webseite CHMOSER von Chris Moser. Bei ihm findet man übrigens auch ein tolles PDF über die Wendenstöcke, deren Erschließung und sogar ein Topo mit Routennamen und Bewertungen. Danke dafür!
Über Youtube konnte ich auch noch ein Video ausfindig machen, dass von zwei Begehern der Excalibur zur Verfügung gestellt wurde. Es bietet einige schöne Fotos und auch zusammengeschnittene Videoaufnahmen. Es ist nicht sehr lang, aber trotzdem vermittelt es einen guten Eindruck von dem Fels, den man bei der Kletterei zu erwarten hat. Aber hier nun das Video: